Dä grossä Essä in Halsbrügge

Walter Stuber & Dirk Eckart
Ausflugsziele

Die Industriekultur zum Ansehen und Kennenlernen gibt es nicht nur im Deutschlands Westen. Auch die Industrie in Sachsen hat eine lange Geschichte, deren Denkmäler auch heute noch im Land zu finden sind. Dass Bergbau und Handwerk hier lange eine führende Rolle spielten, merkt man in vielen Ecken von Sachsen. So auch im Ort Halsbrücke in Mittelsachsen, wo die Hohe Esse beinahe in die Wolken greift.

Halsbrücke liegt vor dem Tore Freibergsund auch seine Geschichte ist mit dem Bergbau fest verbunden. Nach historischen Bergwerken und Hütten sucht man hier allerdings vergebens. Die Anlagen sind längst umzogen oder umgebaut worden und lediglich die Halsbrücker Esse, ein 140 Meter Industrieschornsteinerinnert noch an die alte Zeit. Heute zählt Halsbrücke kaum mehr als fünftausend Einwohner und hat noch immer wie damals keine eigene Kirche. Worauf die Halsbrücker aber stolz sein können: Fast vor der Tür, hier in Mittelsachsen, haben sie den europaweit höchsten Ziegelschornstein.

Die Hohe Esse ist hier in der Umgebung nicht zu übersehen. Dazu trägt nicht nur ihre eigene Größe bei, sondern auch die günstige Lage auf der Höhe. Die Halsbrücker Esse entstand allerdings nicht als Landmarke. Bereits vor ihrem Bau entwickelte sich in Mittelsachsen die Industrie und der Bergbau war einer deren wichtigsten Treiber. Während die Hüttenwerke der lokalen Wirtschaft (und zweifelsohne auch der von ganz Sachsen) guttaten, waren sie bei Bewohnern der nahegelegenen Dörfer nicht besonders beliebt. Sogar mehr: Die massiven Beschwerden wegen unsauberer Luft forderten die Industrie auf, nach Lösungen zu suchen. Eine hat man in Halsbrücke1890 gefunden. Dann wurde nämlich die Hohe Esse fertiggestellt, über welche die Rauchgase der örtlichen Hütte ganz nach oben geführt wurden – damit die Luft in Mittelsachsen sauberer bleibt, ohne den Bergbau und den Hüttenbetrieb einzuschränken.

Die Entstehung der Hohen Esse hat einst das Handwerker möglicht. Die Arbeit von vielen Mensch hat einen Schornstein, wie es solche allein in Sachsen in unzähliger Menge gibt, zum Denkmal der Baukunst gemacht. Die Planung begann mit dem Gedanken, die Schadstoffe in die Luft wenigstens 500 Meter über dem Meeresspiegel zu führen. Auf etwa 380 Metern Meereshöhe wurde demnach der Fuß platziert. Zu dieser Stelle musste eine Rohrleitung von der Hütte geführt werden und hier entstand aus massiven Tonsteinen schließlich die Hohe Esse. An der Errichtung war das Handwerk aus der Region wesentlich beteiligt. So wurde der Bau vom Schornsteinbau Heinicke aus Chemnitz übernommen. Den Betrieb gibt es heute immer noch, auch wenn nicht mehr in Sachsen: Das Handwerk-Unternehmen hat seinen Sitz mittlerweile in Düsseldorf.

Die Hohe Esse ist als Industriedenkmal nicht nur in Mittelsachsen bekannt. Als Symbol für Errungenschaften vom Bergbau und Handwerk der Region wird sie von Einheimischen und Touristen gleich geschätzt und ermöglicht dank ihrer Geschichte eine spannende Zeitreise.

Euer Dirk Eckart 

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