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Dä Ässä in Chemnitz

Walter Stuber & Dirk Eckart
Ausflugsziele

Fragt man Chemnitzer nach dem bekanntesten Bauwerk der Stadt, werden viele den roten Turm, das Karl-Marx-Denkmal und das Doppelrathaus nennen. Nicht wenige werden aber auch von der „Ässä“ reden. Jetzt könnte man sich fragen, was hat das Essen in Chemnitz mit einem Bauwerk zu tun? Hat man hier irgendeiner Spezialität aus Sachsen etwa ein Denkmal errichtet? Ist der Tourist verwirrt, wird der Chemnitzer wahrscheinlich in eine Richtung zeigen. Blickt man in diese Richtung, sieht man einen riesigen Schornstein – und dieser ist gemeint.

Was sich im ersten Moment nämlich wie „das Essen“ anhört, wird schlicht als „die Esse“ übersetzt. Gemeint ist der Schornstein des Heizkraftwerk Nord. Das von den Chemnitzer nauch liebevoll „Schorsch“, „Lulatsch“ oder „Buntstift“ genannte Bauwerk ist der höchste in Betrieb befindliche Schornstein in Sachsen , sondern Deutschlands. Mit dem Bau des Schornstein wurde durch das Handwerk 1979 begonnen. Seit der Fertigstellung 1984 ragt das Bauwerk 301,80 Meter über die Dächer von Chemnitz. Allerdings war zu dieser Zeit noch nicht daran zu denken, dass aus dem „Lulatsch“ einmal ein Wahrzeichen der Stadt werden sollte.

2013 kam man auf die Idee, dem Riesen aus grauem Beton ein freundliches Aussehen zu geben. Für diese Aktion wurde der französische Künstler Daniel Burenausgewählt. Buren ist vor allem für seine großflächigen Arbeiten mit Farbfeldern bekannt. Ein solches Konzept wurde auch für den Schornstein in Sachsen geplant und durch das örtliche Handwerk umgesetzt. Das Konzept sah einen bunten Anstrich aus sieben Farbsegmenten vor. Außerdem wurde eine Lichterkette aus 1200 LED-Leuchten schraubenförmig um den Schornstein verlegt. Die Lichterkette musste jedoch wenige Monate später wieder entfernt werden, da eindringendes Wasser immer wieder für technische Probleme sorgte.

Das Handwerk in Sachsen wäre aber nicht das Handwerk , wenn es einfach aufgegeben hätte. Auf den Monat genau drei Jahre später unternahm man einen weiteren Versuch, die farbige Beleuchtung anzubringen. Und dieses Mal sollte es gelingen. Am 13. Oktober 2017 wurde die Beleuchtung eingeschaltet und Dä Ässä damit zum höchsten Gesamtkunstwerk der Welt. Die Chemnitzer sind so stolz auf ihren „Buntstift“, dass Sie ihm sogar einen Schlager gewidmet haben. Der Sänger „SchlagaMike“ – ja, er schreibt sich genau so – hat 2021 den Song „Du bist der Größte“ veröffentlicht. Auf YouTube kann man sich das Lied anhören und selbst entscheiden, ob das Farbkonzept des Schornsteins in Schamrot geändert werden sollte.

Euer Dirk Eckart